Transportkiste

ISPM 15 – so heißt der international verwendete Standard für die Einfuhr von Vollholzverpackungen. Darin ist festgelegt, wie das Holz behandelt sein muss, damit es als schädlingsfrei gilt. Und diese Vorschrift betrifft natürlich auch unsere Transportkiste. Oder vielleicht auch nicht. Denn ISPM 15 gilt nur für Vollholz, also Holz aus einem einzigen Stamm. OSB- und andere Spanplatten fallen da natürlich nicht drunter. Und Schädlinge haben bei der Herstellung von Spanplatten unter Druck und großer Hitze eh keine Chance. Deswegen – so sagt die Erfahrung anderer Südamerika-Biker – ist Presspan genau so zugelassen wie ISPM-15-Holz.

Den Anstoß zum Entwurf unserer Kiste haben wir uns bei Suse und Axel geholt. Die haben eine kleine Anleitung zum Bau ihrer Transportkisten ins Netz gestellt. Da wir aber beide Motorräder in eine Kiste packen wollen, um Platz zu sparen, mussten wir das Ganze ein bisschen anpassen.

SCHRITT 1: PHANTASIE

Wir haben damit begonnen, die Motorräder erstmal „trocken“ aufzustellen, um unserer Vorstellung ein reales Bild zu geben. Die Idee war, die Motorräder in entgegengesetzter Richtung aufzustellen, um möglichst viel Platz und damit Kosten zu sparen. Dabei sollen die Bikes aber sicher festzumachen sein. Und die Koffer müssen auch noch mit in die Kiste. Die Vorderräder wollen wir an den Motorrädern lassen. Dafür kommen Spiegel und Scheiben ab. Mit mehreren Zollstöcken, viel Kreide und immer wieder hin und her schieben und grübeln sind wir dann zu einem Ergebnis gekommen. Rundherum noch 5 cm Luft dazu addiert und wir hatten unsere Maße.

SCHRITT 2: BAUPLAN

Um nicht am Ende jede zweite Platte um eine Plattenstärke zu kurz zu kaufen, haben wir einen Bauplan skizziert. Der Plan teilt die Kiste in drei Etagen – Bodenplatte, Seiten und Deckel. Der Boden besteht wiederum aus drei Ebenen: auf der obersten Ebene befindet sich eine 2,2 cm dicke Grundplatte, auf der mittleren Ebene wird die Grundplatte durch vier längs verlaufende Bretter (1,8 cm) verstärkt, und die untere Ebene bilden vier quer verlaufende Balken von 9 cm Höhe. 9 cm scheint uns genug zu sein für alle möglichen Gabelstapler- und Hubwagenzinken.

Da wir ja kein Vollholz benutzen dürfen, haben wir uns dafür entschieden, die Balken aus vielen einzelnen Brettern zu machen. Die haben wir dann zusammen mit den Seiten-, Boden- und Deckelplatten möglichst effizient auf den 250 x 125-er OSB-Platten untergebracht.

Im Baumarkt haben wir dann erfahren, dass wir uns die Verteilung der einzelnen Bretter auf die Platten (zwei Stunden Kopfzerbrechen) hätten sparen können. Der Baumarkt rechnet OSB-Zuschnitt nur nach Quadratmetern ab und wollte noch nicht einmal unsere verdammt gut Aufteilung sehen.

SCHRITT 3: ENDLICH BAUEN

Nachdem die Zuschnitte bestellt und einen Tag später abgeholt waren, haben wir uns dann daran gemacht, den Plan in die Tat umzusetzen. Wir hatten uns alles etwas einfacher vorgestellt, vor allem weniger Zeit fressend. Insgesamt haben wir für den Zusammenbau der Kiste bis zum ‚Verschiffungszustand‘ vielleicht vier Wochenenden gebraucht.

DER BODEN

Um den Boden zu bauen, haben wir zunächst 225 cm lange Balken aus 12 cm breiten und 22 mm dicken Brettern gebaut. Pro Balken haben wir fünf Bretter zusammengeleimt und mit 80-er Holzschrauben verschraubt.

Die Höhe der Balken hat sich daraus ergeben, wie viel Platz eine Gabel eines Staplers oder eines Hubwagens, auch Ameise genannt, braucht. Das sind nach unserer Erfahrung immer weniger als 9 cm.

Während die Balken, von denen wir vier Stück gebaut haben, ausgehärtet sind, haben wir festgelegt, an welchen Stellen der Bodenplatte sie die beste Stabilität für die Kiste bieten. Diese Balken verlaufen parallel zur kurzen Seite und halten zudem auch die beiden Bodenplatten (84 cm x 225 cm) zusammen.

Für die Stabilisierung entlang der langen Seite haben wir vier einfache 22 mm Bretter genommen und diese an den Boden geschraubt. (Wahrscheinlich hätten hier auch dünnere Bretter gereicht. Da wir aber auf unserem Planungsentwurf alle Bretter auf die großen OSB-Platten verteilt hatten, waren wir dann auf genau diese Maße eingestellt.) Die inneren Bretter liegen direkt unter den Rädern und sind etwas breiter (25 cm) als die äußeren (14 cm). Damit die quer verlaufenden Balken lückenlos an den Boden anschließen können, haben wir noch kurze Bretter zwischen Boden und die Balken geschraubt. Die Länge hierfür hat sich dann aus den Lücken ergeben und war eine Maßanfertigung. Für das alles haben wir 40-er Holzschrauben genommen.

Untendrunter kamen dann die Balken. Die äußeren Balken haben wir etwas nach außen versetzt angebaut, damit sie für die kurze Seitenwand eine Aufstandsfläche bilden können. Später haben wir in die äußeren Balken noch M10 140-er Universalschrauben eingelassen, mit denen wir Winkel für die Befestigung der Eckpfeiler mit der Bodenplatte bzw. den äußeren Querbalken angebracht haben (siehe weiter unten).

DIE SEITEN

Als nächstes haben wir die Seiten gebaut. Da dazu die Eckpfeiler notwendig waren, wurden auch die vorbereitet. Dazu haben wir vier 7 cm breite und 120 cm lange Bretter zusammengeklebt (siehe Bau der Bodenbalken), sodass je ca. 7 x 7 cm Balken daraus wurde. Die wurden so ausgerichtet, dass die ebene Flächen in Richtung der kurzen Kistenseite zeigen, da das für das Anschrauben der kurzen Seite günstiger ist. Mit Schraubzwingen haben wir dann erstmal geprüft, wie die Seitenteile und der Pfeiler positioniert werden und die Position des Winkels am Fuss des Eckpfeilers sowohl am Pfeiler selbst, als auch an der Bodenplatte markiert.

Die lange Seite (120 x 225 cm) der Kiste haben wir oben, in der Mitte und unten mit M10 80-er Universalschrauben befestigt und dabei die untere Schraube so positioniert, dass sie mit dem Winkel verschraubt ist. Die obere und mittlere Schraube haben wir dann gleich mit Schraubenkleber festgeklebt, da sie (auch während der Lagerung in Südamerika) nicht abgeschraubt werden. Die untere Schraube dagegen sollte „beweglich“ bleiben und hat eine Sicherungsmutter bekommen. Damit der Deckel besser befestigt werden kann, haben wir zudem am oberen Rand kurze Balken angebracht, die ebenfalls mit M10 80-er Universalschrauben befestigt sind. Da die langen Seitenwände am unteren Rand nicht angeschraubt sind, haben wir kleine Winkel angebracht, die nur am Boden befestigt sind, um das Eindrücken von außen zu verhindern. Wir sind beim Bauen immer wieder darüber gestolpert und haben die Winkel auch immer mal wieder verbogen, weshalb die Winkel mit der Sprühdose ein bisschen rote Farbe bekamen.

Zwischen die gegenüberliegenden, langen Seiten haben wir zur Verstärkung einen Balken (164 x 7 cm) geschraubt und mit Winkeln sowie M8 40-er Universalschrauben befestigt.

Die kurze Seite (125 x 168 cm), die ebenfalls am oberen Ende einen Balken zur Auflage des Deckels bekommen hat, haben wir dann nur auf die Bodenbalken aufsetzen müssen und mit 80-er Holzschrauben angeschraubt. Alle Platten (Seiten, Boden und Deckel) haben wir übrigens beschriftet, damit beim erneuten Zusammenbauen alles wieder an seinen Platz kommt.

DER DECKEL

Schließlich haben wir den Deckel gebaut. Dabei hat sich eine Frage für uns gestellt: Wie wollen wir dem Zoll das eventuelle Öffnen der Kiste ermöglichen? Man müsste irgendwo ein Schloss oder ähnliches anbringen. Wir haben uns dann für folgende Variante entschieden:

Der Deckel ist mit 228 cm (x 168 cm) etwas länger als der Boden und zweigliedrig, sodass er halbiert werden kann. Die beiden Hälften werden durch ein Scharnier verbunden und sind mit Dichtgummi gegen grobe Nässe abgedichtet. Die eine Hälfte ist fest an den Seitenwänden angeschraubt, um dem ganzen Konstrukt eine gewisse Stabilität zu verleihen, während die andere Seite mit drei Spannverschlüssen festgeschnallt ist. Um an die Verschlüsse auch Vorhängeschlösser anzubringen, haben wir die Löcher, durch die normalerweise Splinte gesteckt werden, etwas aufgebohrt.

SCHRITT 4: WICHTIGE KLEINIGKEITEN

Vorab eine Erkenntnis: je mehr Zeit man damit verbringt, eine Transportkiste zu bauen, desto mehr Kleinigkeiten und Feinheiten baut man an.

Am wichtigsten ist, wie man die Motorräder in der Kiste verzurrt, bzw. woran man die Spanngurte befestigt. Wir haben uns dabei auch dafür entschieden, aus einfachen Kettenstücken (drei Glieder), Unterlegscheiben und Universalschrauben mit Muttern Ösen zu bauen. Da wir die Bodenplatte nicht durchgängig „doppelwandig“ gemacht haben, mussten wir unterschiedlich lange Schrauben verwenden. Das würden wir wohl bei einem neuen Kistenbau noch einmal anders machen.

Um die Punkte zu finden, an denen die Ösen sich befinden müssen, haben wir die Motorräder auf den Kistenboden gestellt und angehalten. Dabei sind wir darauf gekommen, dass die vorderen Spanngurte vom Vorderradmittelpunkt 50 cm und vom Rand 47 cm, die hinteren Spanngurte 40 cm vom Hinterradmittelpunkt und 40 cm vom Rand entfernt sein müssen. Die hinteren Spanngurte haben wir mit Haken am Motorrad festgemacht, da die GS hinten unter der Verkleidung im Rahmen Löcher hat, die sich super zum Verzurren eignen. Wenn man die Motorräder nun entgegengesetzt nebeneinander stellt, reiben die Gurte geradeso nicht am anderen Motorrad. Das passt also. Um die Kettenglieder anzuschrauben, haben wir M8 40-er bzw. 60-er Universalschrauben verwendet und diese mit Schraubenkleber verklebt.

Um nun endgültig zu starkes Hin- und Herrollen der Motorräder zu verhindern, haben wir am Vorder- und Hinterrad noch Keile angebracht. Der vordere ist am Boden angeschraubt, der hintere kann entfernt werden, wird von einer Leiste gegen Wegrutschen gehalten und ist mit einem Band wieder am Boden angeschraubt.

Die Ösen für die Koffer haben wir ähnlich befestigt, hier jedoch keine Universalschrauben verwendet, sondern einfach Holzschrauben, da die Zugkraft ja nicht so stark ist. Unter die Koffer haben noch Anti-Rutsch-Matte geschraubt. Damit sollten die Koffer an Ort und Stelle bleiben.

Schließlich haben wir die Kiste für den Zoll noch nach ihrer Reihenfolge des Öffnens beschriftet: 1, 2, 3.

Damit ist die Kiste fertig!

TEILELISTE

Für den Boden:

Bodenplatte (Maße: 225 cm x 168 cm): 225 cm x 84 cm x 2,2 cm (2 Stk.)

Balken (Maße: 168 cm x 12  cm x 9 cm): 168 cm x 12 cm x 1,8 cm (20 Stk. für 4 Balken)

Längsbretter innen: 225 cm x 25 cm x 2,2 cm (2 Stk., kann auch 1,8 cm sein)

Längsbretter außen: 225 cm x 14 cm x 2,2 cm (2 Stk., kann auch 1,8 cm sein)

Unterlegbretter für Balken aus Resten zurecht schneiden oder folgendes Brett besorgen und dann vor Ort anpassen:  90 cm x 12 cm x 2,2 cm (4 Stk., entsprechende Dicke auf Längsbretter anpassen!)

Universalschrauben: M8 140-er (4 Stk.), dazu M8 Muttern und Unterlegscheiben

Für die lange Seitenwand:

Seitenwand: 225 cm x 120 cm x 1,8 cm (2 Stk.)

Eckpfeiler (Maße: 120 cm x 7 cm x 7 cm): 120 cm x 7 cm x 1,8 cm (16 Stk. für 4 Pfeiler)

Stützbalken für Deckel (parallel an Seite geschraubt, Maße: 60 cm x 7 cm x 6 cm): 60 cm x 7 cm x 1,8 cm (12 Stk. für 4 Balken), dazu M8 80-er Schrauben (8 Stk.) und M8 Muttern

kleine Winkel: 8 cm x 8 cm x 2 cm (4 Stk.)

große Schwerlastwinkelverbinder mit Sicke (Winkel für Eckpfeiler): 90 cm  x 90 cm x 65 cm (4 Stk., mit großem Loch für M8-Universalschrauben)

Universalschrauben: M8 100-er (8 Stk.), M8 120-er (4 Stk.)

Muttern: M8 (8 Stk., normal), M8 (4 Stk., selbstsichernd)

Für die kurze Seitenwand:

Seitenwand: 168 cm x 125 cm x 1,8 cm

Stützbalken für Deckel (parallel an Seite geschraubt, Maße: 90 cm x 7 cm x 6 cm):  90 cm x 7 cm x 1,8 cm (6 Stk. für 2 Balken), dazu M8 80-er Schrauben (4 Stk.) und M8 Muttern

Für den Deckel:

Deckelplatte (Maße: 228 cm x 168 cm x 1,8 cm): 228 cm x 84 cm x 1,8 cm (2 Stk.)

Stützbalken für Deckel (Maße: 168 cm x 7 cm x 9 cm): 168 cm x 7 cm x 2,2 cm (4 Stk.)

Scharniere: 2 Stk.

Spannverschlüsse: 3 Stk.

Schlösser: 3 Stk.

Dichtgummi: 5 m

Eisenwaren

80-er Holzschrauben (200-er Packung)

60-er Holzschrauben (200-er Packung)

40-er Holzschrauben (100-er Packung)

Kettenglieder: je 3 Glieder (14 Stk.)

Unterlegscheiben

Sonstiges

Anti-Rutsch-Gummi

Schraubenkleber