Die südlichste Stadt Südamerikas ist Punta Arenas, sagen die Chilenen. Denn Feuerland ist eine Insel und gehört damit nicht zum Kontinent. Wenn das nicht stimmt, dann ist Puerto Williams die südlichste Stadt, und das von der Welt. Aber mit dem Motorrad geht es eben nur bis Ushuaia. Und Ushuaia ist auch deutlich größer.
Als wir die Fähre von Punta Arenas nach Porvenir verlassen, ist es schon fast um zwölf. Aber da die Fähre nur einmal am Tag, und das meistens um neun morgens, hin und einmal um zwei nachmittags zurück fährt, hatten wir keine Wahl. Wir sind auf der Tierra del Fuego! Feuerland heißt so, weil vom Meer aus die Feuer der Eingeborenen zu sehen waren. Aber von denen ist nicht viel mehr als der Name des einen oder anderen Ortes geblieben.
Anders als die vorherigen Tage gibt es heute keinen Wind. Aber vor uns liegen 150 km Schotterstraße und 80 km Asphalt bis Rio Grande und vielleicht schaffen wir es ja doch noch die letzten 300 km nach Ushuaia. Die Strecke ist teils ganz schön eng und ich denke bei jedem Anstieg darüber nach, wie ich dem Gegenverkehr ausweiche. Doch erstaunlich wenige Autos oder LKWs kommen uns entgegen oder überholen uns. Die Landschaft hat sich etwas verändert, ist etwas hügeliger, aber immer noch nicht viel mehr bewachsen. Dafür fahren wir manchmal im Abstand von wenigen Metern an der Bahia Inutil, der „unnützlichen Bucht” vorbei. Aber vermutlich will ich hier nicht baden. Ich überlasse das eiskalte Wasser lieber den Kaiserpinguinen, die hier in einer Kolonie leben sollen. Wir haben sie leider nicht gesehen, der 30 km Umweg hätte zu viel Zeit gekostet. Aber seit dem Pinguinfilm wissen wir ja alle, wie sie aussehen, oder?
Nach vier Stunden sind wir endlich an der Grenze und werden schnell durchgewunken. Zu meinem Schreck kommt zwischen den chilenischen und argentinischen Grenzposten San Sebastian aber kein Asphalt sondern noch einmal eine besonders fiese Schotterstrecke auf 16 km. Hatte ich schon die Kühe erwähnt, die hier auf der Straße stehen? Als wir 19.30 Uhr in Río Grande ankommen, wissen wir, dass wir heute hier bleiben. Als dann morgen zum Ende der Welt!
Am 1. Dezember machen wir uns also auf und sind endlich da. Vier Tage vor dem Zeitplan, noch ohne feste Bleibe, aber am Ziel! Wir suchen uns ein Hostel und werfen unsere Sachen ab. Und abends treffen wir dann sogar Geoff und Gus wieder und stoßen an.
Am Tag darauf fahren wir noch die letzten Kilometer zum Fin-del-Mundo-Schild in den Nationalpark Tierra del Fuego. Hier sieht alles wieder mehr nach Urwald aus. Die Bäume haben Moos am Stamm, wild in der Gegend hängen Äste und kleine Rankpflanzen wie Seile herum, alles ist grün oder rot oder braun. Und wir fahren an wilden, zumindest freilaufenden Pferden vorbei, sehen Vögel und einen Fuchs. So muss das Ende sein.
Da das Wetter eher regnerisch ist, fahren wir wieder ins Hostel. Abends feiern wir mit einem Fin-del-Mundo-Dinner. Wir suchen uns also ein ansprechendes Restaurant und essen: Paella. Aber wir sind ja auch am Meer.
Und am nächsten Tag geht es wieder gen Norden. Wir wollen den Wind, die Kälte und die Schotterpiste loswerden. Unser letzter Zwischenstopp ist daher Cerro Sombrero in Chile. Und jetzt kommt Atlantikküste!
Lg, Madl