Ankommen und Abfahren

Jeden morgen verspricht die Sonne einen Sommertag, doch schon beim Frühstück regiert wieder eine kalte Briese. Wir sind schon darauf vorbereitet. Beim Bäcker um die Ecke lachen sie, immer wenn das Pärchen kommt und schüchtern mit Händen und Füßen bestellt, statt mit dem passenden Vokabular. Wir haben uns mit Martina und Enzo beraten, mit Gus und Geoff, mit Ronny und Marisol, und kennen den Lonely Planet auswendig. Gepackt haben wir auch. Zwei Tage lang. Wenn außer uns jemand länger als zwei Tage hier wäre, würden Wetten laufen, wie lange wir noch bleiben.

Aber morgen fahren wir los! 9:30. Ganz sicher.

Wir sind mit dem Kulturschock umgegangen, wie man es mit dem Zeitunterschied macht: einfach umstellen und mitschwimmen. Am Busbahnhof in Valpo sind wir gleich Sonntag schlaftrunken in die erstbeste Kaschemme gewankt, aber haben dort paranoid jeden Gast und unser Gepäck beobachtet. Morgen abend werden wir zum ersten mal (wild) campen und ich fürchte, jedes Knistern reißt uns aus dem Schlaf. Die Anpassung an Land und Leute dauert länger als das Jetlag.

Dabei wird es uns ganz einfach gemacht: das Hostel ist ein sicherer Hafen, eine kleine Festung mit Mauern und Stahltoren statt Zugbrücken. Die zwei Haushunde sind superlieb und wenn man die Nase ins Fell steckt, kann man die Keira riechen. Das Wetter ist auf unserer Seite. Mein kranker Fuß läuft jeden Tag ein bisschen besser, Motorradfahren klappt schon seit vier Tagen. Wir kochen sogar fast jeden Tag Nudeln mit Jagdwurst :) Trotzdem hat es sechs Tage gedauert, den Puls an den chilenischen Rythmus anzupassen.

Was wir bisher gelernt haben:

  • Die Preise liegen 20% unter den deutschen. Sprit zum Beispiel. Lebensmittel kosten genau so viel, Hightech ist teurer.
  • Der Paso de Agua Negra ist mit dem Motorrad kein Problem. 4800 Meter! Ich freu mich drauf :)
  • Müll wird natürlich nicht getrennt.
  • Es gibt kein Duschbad. Fit auch nicht. Flüssigseife reicht für alles.
  • „Miel“ kann Honig sein, oder aber billiger Sirup.
  • Fünf null-dreier verträgt man besser als drei null-fünfer. Schmecken tun sie auch, vor allem eiskalt in der Sonne.

Und endlich sind wir richtig angekommen. Der deutsche Alltag ist raus aus dem Kopf. Ich freue mich auf morgen.

Endlich andere Probleme.

Yaron

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