Ruta 40

Wir haben uns den Ruta-40-Sticker verdient. Das schlimmste Stück Schotterpiste ever in meinem Leben haben wir heil hinter uns gelassen. Da kann auch nicht ablenken, dass wir in Feuerland noch einmal ranmüssen. Aber von vorn …

Die Ruta 40 hat uns schon einmal in Bariloche und El Bolsón gesehen. Dort ist sie aber eher unauffällig gewesen. Als wir nach dem Grenzübergang entlang des Lago General Carrerra in Chile bzw. Lago Buenos Aires in Argentinien (es ist jedoch der gleiche See) gefahren sind, wehte der Wind bereits stärker als je zuvor auf der Reise. Wie stark würde er noch werden, habe ich mich gefragt. So stark, dass man eine Linkskurve mit Rechtsschräglage fahren muss. Für die Motorradunerfahrenen: das ist bei sächsischen Wetterverhältnissen ein Ding der Unmöglichkeit, da man eine Linkskurve immer mit Linksschräglage fährt (wegen den Fliehkräften). Auf Asphalt ist das im Grunde keine große Sache, da der Wind einen maximal etwas aus der Spur schiebt. In Schotter sieht alles etwas anders aus. Da immer wieder und besonders gern in der Mitte der Spur Haufen von losem Schotter liegen, treibt der Wind einen bei erhöhter Unachtsamkeit mitten in die Haufen und man schwimmt. Zumindest bin ich geschwommen. Und das ist nichts Schönes. Die Konsequenz daraus ist, dass ich nicht mit 80-100 km/h gefahren bin, sondern auf 20-30km/h gefallen bin. Die Pausen wurden bei dieser Geschwindigkeit auch länger, da ich eher wie ein grimmiger Sumo-Ringer in Hockstellung mit verdrehtem Rücken auf dem Motorrad saß als wie ein kleiner lustiger Affe, der Motorrad fährt. (Wer das mit dem Affen nicht versteht möge bitte bei mir nachfragen, die Geschichte passt hier nicht.)

Zu dem Wind- und damit Zeitproblem kommt, dass ein Zelt aufzustellen schier unmöglich ist. Also kann man nur weiterfahren bis zur nächsten Estancia oder mit Glück zu einem Hotel an einer Tankstelle. Einmal hat uns die Dämmerung erwischt und wir kamen mit Mühe und Not, dafür aber einem paradiesischen An- und Ausblick auf einer Estancia an. Das war eine nicht ganz billige Erfahrung, das Abendessen kostete alleine pro Person 20US$. Dafür gab es aber Guanaco-Schinken, von dem uns noch zuvor bei der Cueva de las Manos erzählt wurde, und einen sehr leckeren Malbec-Wein aus der Mendoza-Gegend. Und die warme Dusche hat zumindest einen von uns beiden etwas aufgetaut. Die Estancia La Angostura liegt übrigens auf der alten Ruta 40, jetzt Ruta 29 relativ in der Mitte der Strecke und ist nur einmal auf der Ruta 40 mit 30 km ausgeschildert und ein zweites Mal 1 km vor der 4 km langen Zufahrt. Sobald die Ruta 40 asphaltiert ist, wird hier wohl niemand mehr vorbeikommen. Die Nacht kostete übrigens 600 Arg Pesos.

Das zweite Stück bis nach El Calafate haben wir aus Ehrfurcht vor der Strecke auf einen Hieb gemacht. Das soll heißen, dass wir nicht noch eine Estancia ansteuern oder das Zelt verbiegen wollten.

Lg, Madl

PS: Bildergalerie zur Ruta 40

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