Carretera Austral

Es ist die einzige Nord-Süd-Verbindung in Chiles Süden, unterbrochen von Meerarmen, die nur mit der Fähre zu überqueren sind. Danach gibt es nur noch Fjorde, die die Landschaft einschneiden und Berge mit Gletschern, die weiter unten kommen. Auf der Karte ist die Carretera immer gleich breit und (auf den deutschen Karten) als eine Hauptstrecke gekennzeichnet.

Jetzt will ich mich nicht beschweren, dass trotzdem die meiste Strecke Schotter ist, immerhin haben wir damit gerechnet. Der Name sagt ja schon, wie der Zustand ist. Jedoch habe ich es mir anders vorgestellt, dort zu fahren. Ich habe mit breiter Straße und relativ festem Boden gerechnet. Die Straße besteht aber tatsächlich aus viel losem Steingewusel. Unten drunter ist irgendwo der feste Boden, darüber meist kleiner Schotter, mal wenig und verteilt, mal so viel, dass man keine Spur zum Fahren sieht. Das Ganze gilt gleichermaßen für große Steine und groben Schotter. Und auf letzterem fült man sich wie als würde man schwimmen. Man paddelt und paddelt und mit Glück erwischt man die richtige Richtung. Zum überwiegenden Teil gibt es aber doch eine Spur.

Auf wechselnder Breite von vielleicht 10 Metern, auf denen locker drei LKWs nebeneinander fahren können, bis zu knapp 4 Metern Breite ist alles dabei. Auf einem Stück durch den Nationalpark Queulat war die Straße immer wieder so schmal, dass ich bei Gegenverkehr lieber angehalten habe. Meistens erkennt man Gegenverkehr auch schon am aufsteigenden Staub aus der Ferne. Aber einmal hatte ich gar keine Chance dazu.

Ich fuhr wie fast immer bei Schotter im zweiten Gang mit vielleicht 30 km/h auf der rechten Spur soweit es eben rechts ging auf eine Kurve zu. Da zum Kurven-Fahren mit Motorrad eine gewisse Schräglage, zumindest aber eine Fahrlinie gehört, hatte ich schon meine Probleme in der Autospur die Kurve zu fahren. Die Straßen fallen hier gern mal nach einer Seite stark ab. Da kommt die Kurve also, und dahinter rast ein Minibus mit gefühlten 80km/h an mir vorbei. Innerlich stand ich unter Schock, äußerlich auf der Fußbremse, um zum Stehen zu kommen oder zumindest langsamer zu werden (so genau weiß ich das nicht mehr). Als ich dann weiter fuhr, dachte ich mir mit einer Geste „Den Finger hast du dir verdieht!“

Nunja, da ich gerade von Kurven rede, ich kann nur vor den Haarnadelkurven in südlicher Richtung vom Ventisquero Colgante warnen. Ich habe geglaubt, ich muss sterben. Bei Schotter soll man sich noch in die Kurve legen? Oder vielleicht eine schöne Linie fahren? Gottseidank kam nie Gegenverkehr. Naja, vielleicht war es auch mein Geschick und Gespühr dafür. Aber verschwitzt vor Hitze UND Stress sind wir beide oben angekommen (der Yaron übrigens, weil er um mich Todesängste ausstand, wie er mir später gestand). Und da wo es einen Berg hoch geht – da geht es auch einen runter. Interessanterweise war der Weg geschmeidiger und nicht so steil, weniger kurvenreich und kürzer. Und dann kommt Asphalt. Und ich war dann so glücklich! Diese Geschichte würde sich übrigens noch einige Mal wiederholen.

Seid froh über jedes Stück Asphalt, das ihr habt, egal ob mit oder ohne Schlagloch. Die Teile sind hier übrigens doppelt so tief!

Lg, Madl

PS: Bildergalerie zur Carretera Austral

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